Mendoza und Salta
Letzte Stationen in Argentinien
21.04.2015 - 27.04.2015
24 °C
Eine bequeme Nachtbusfahrt brachte uns von Córdoba nach Mendoza, wo wir ein bisschen zu früh dran waren, um unser Zimmer zu beziehen. So erkundeten wir zuerst den Parque General San Martin, der uns allerdings zu solch früher Stunde noch nicht zu begeistern vermochte. Der künstliche See und die bröckelnden Spazierwege erinnerten uns irgendwie an einen ähnlichen Park in Burma.
Am Nachmittag haben wir uns zu einer City-Tour per Bus hinreissen lassen. Anders als in Paris oder London ist eine Fahrt im offenen Sightseeing-Bus in Mendoza erschwinglich, was vielleicht auch daran liegen mag, dass es nicht viel zu sehen gibt. Plaza hier, Plaza da, dazwischen ein wenig baufällige Kolonialarchitektur. Schön war allerdings die anschliessende Fahrt auf den nahe gelegenen Cerro de la Gloria (Cerro = Berg), von wo man einen schönen Ausblick auf die Stadt und die Anden hat. Mendoza liegt nämlich im Westen Argentiniens am Fuss der Andenkordillere. In umittelbarer Nähe befindet sich der Cerro Aconcagua, der mit 6962 m höchste Berg Südamerikas. Eine Besteigung ist in dieser Jahreszeit zum Glück nicht ratsam
Die Plaza Indepencia, ein städtebauliches Bijou.
Der allgegenwärtige General San Martín.
Auf dem Gipfel des Cerro de la Gloria kann man das imposante Monument zu Ehren der Andenarmee bestaunen, die unter der Führung von General José San Martín Chile in die Unabhängigkeit geführt hatte.
Über dem Gipfel ziehen Geier ihre Kreise.
Das eigentliche Highlight Mendozas sind natürlich die unzähligen Weingüter, die man per Bus, Velo oder zu Fuss besuchen kann. Wir entschieden uns für die bequeme Variante per Minibus mit einer Handvoll weiterer Weinliebhaber. Auf der Tour erfährt man allerlei Wissenswertes über den argentinischen Weinbau und hat Gelegenheit, die rustikalen bis edlen Tropfen zu degustieren. Auch eine Olivenölfabrik stand auf dem Programm. Wer sich übrigens schon einmal gefragt hat, weshalb es bei uns hauptsächlich chilenischen und kaum argentinischen Wein zu kaufen gibt, hier die Antwort aus erster Hand: Der Transport auf dem Landweg von Mendoza an die Küste Argentiniens für den Weitertransport nach Europa ist derart kostspielig, dass die Verkaufspreise unverhältnismässig hoch ausfallen würden und der Wein keine Abnehmer finden würde. Da haben es die Chilenen natürlich besser: Chile ist durchschnittlich nur 177 km breit und die Wege zur Küste sind kurz.
Das erste Weingut, das wir besuchten, war eine industrielle Anlage.
Das zweite war ein traditionelles Familienunternehmen. Hier genossen wir die bekannteste (und wahrscheinlich beste) Rebsorte Argentiniens: Malbec.
Nach zwei Tagen war das touristische Potenzial Mendozas erschöpft und wir zogen wiederum mit dem Nachtbus weiter nach Salta, unserer letzten Station in Argentinien.
Salta liegt im Nordwesten Argentiniens und ist vor allem für seine spanische Kolonialarchitektur bekannt. Um uns einen Überblick zu verschaffen, fuhren wir mit der Gondelbahn auf den Hausberg Cerro San Bernardo, von wo man die schöne Aussicht geniessen kann. Ein steiler Weg mit unzähligen Stufen führte uns wieder in die Stadt hinab, wo es zahlreiche Kirchen zu bestaunen gab. Nicht umsonst nennt man Salta im Volksmund "la linda": die Schöne.
Die Plaza 9 de Julio (in Südamerika liebt man wichtige historische Daten) mit einer Statue San Martíns und der Catedral Basílica de Salta.
Convento de San Bernardo.
Iglesia Nuestra Señora de la Candelaria de la Viña.
Tribunal de Cuentas, der Rechnungshof von Salta.
Wer der Dritte im Bunde (nebst Fussballgott und Revolutionär) ist, wissen wir leider nicht ...
In Salta hatten wir wieder einmal richtig Glück mit unserem Hostel: Unser rustikales Kolonialzimmer.
Auf keinen Fall verpassen darf man in Salta das Museo de Arqueología de Alta Montaña (MAAM). Das Museum für Hochgebirgsarchäologie wartet mit drei spektakulären Exponaten auf: den Niños del Llullaillaco, den Kindermumien von Llullaillaco. Dabei handelt es sich um die erst 1999 auf dem Vulkan Llullaillaco entdeckten, perfekt erhaltenen Mumien dreier Inka-Kinder.
Bei besonderen Anlässen führten die Inkas die so genannte Capacocha-Zeremonie durch, ein Opferfest, bei dem auserwählte Kinder reicher Familien aus den vier wichtigsten Regionen des Inkareiches geopfert wurden. Man weiss heute, dass die Kinder in den letzten Tagen und Stunden ihres jungen Lebens mit Alkohol und Coca betäubt wurden, bevor man sie tötete. Nach ihrer Beisetzung auf 6739 Metern Höhe sorgten die eisigen Temperaturen und trockene Luft dafür, dass die Leichname dieser drei entdeckten Kinder die letzten 500 Jahre perfekt konserviert geblieben waren.
Heute kann man jeweils eines der Kinder im eigens dafür gebauten Museum bestaunen; die anderen beiden bleiben derweil unter Verschluss, um die Leichname nicht unnötig zu strapazieren. Ausgestellt werden sie in speziellen Glaskapseln, in denen ein besonderes Luftgemisch und eine Temperatur von minus 20 Grad herrschen.
Fotografieren durfte man die fragile Mumie natürlich nicht, aber eine kurze Google-Suche liefert die entsprechenden Bilder. Bei unserem Besuch war gerade die sechsjährige "La niña del rayo" ausgestellt, das "Blitzmädchen". Offenbar wurde sein Leichnam irgendwann von einem Blitz getroffen, davon zeugen zumindest Spuren im Gesicht und an der Schulter der Mumie.
Der Anblick war fast schon ein bisschen unheimlich.
Eine der vielen Grabbeigaben, welche die Kinder ins Jenseits begleiten sollten.
Hiermit verabschiedeten wir uns von Argentinien und machten uns auf den langen Weg in die Atacama-Wüste in Chile. Die Fahrt dorthin dauerte neun Stunden und führte uns durch spektakuläre Landschaften und Salzseen.
Diese Strecke, die Ruta 27, ist der höchstgelegene Highway der Welt (der höchste Punkt liegt auf 4829 m.ü.M. - Herzrasen und Kopfschmerzen gehören beim rasanten Anstieg auf diese Höhe dazu!). Nicht immer hat man wie wir Wetterglück, denn das Klima ist garstig da oben. Davon erzählt unter anderem der folgende lesenswerte Artikel (auf Englisch) aus dem Guardian:
Posted by b.visser 09:25 Archived in Argentina Tagged salta mendoza malbec museo_de_arquelogia_de_alta_mon Comments (5)