Von Geiern und Gletschern
Das südliche Patagonien (Argentinien)
01.04.2015 - 07.04.2015
10 °C
Die folgende Karte vergegenwärtigt noch einmal den Weg von Punta Arenas bis nach Puerto Williams, den wir mit dem Schiff zurückgelegt hatten (blaue Strecke). Chilenisches Territorium ist gelb (Festland) und rosa (Inseln) eingefärbt, argentinisches grün.
Von da ging es dann, wie gesagt, auf einer teuren Bootsfahrt über den Beagle-Kanal. Sie war ihr Geld wohl kaum Wert, aber immerhin eine spannende Art, in ein neues Land zu gelangen.
Mit diesem kleinen Boot sind wir quer über den Beagle-Kanal gereist.
Ushuaia ist von imposanten Bergen umgeben.
Es war schon immer einer meiner Träume gewesen, einmal den südlichsten Ort der Welt zu besuchen. Da Ushuaia aber einfach nur besseres Marketing betreibt und der südlichste Ort Puerto Williams bzw. Puerto Toro ist, war ich nicht mehr so beeindruckt von der Stadt. Der Ort ist nett, aber auch nicht mehr. Wir begegneten so vielen Touristen wie schon lange nicht mehr - die meisten von einer Antarktis-Reise herkommend. Die Stadt selber hat man schnell erkundet. Wir liefen zu Fuss zum Gletscher Martial hoch, der über der Stadt thront und von wo aus man einen wunderbaren Blick auf den Beagle-Kanal hat. Beim Aufstieg schlug das Wetter aber auf einmal um: Es begann heftig zu wehen und sogar zu schneien. Deshalb mussten wir etwa 15 Minuten, bevor wir die Gletscherzunge erreicht hätten, wieder umkehren. Dennoch: Ich hatte genügend Zeit, viele Fotos zu schiessen! ;-)
Ein Blick zurück auf den Beagle-Kanal.
Die nächste Station war El Calafate. Die Fahrt dorthin hatte es in sich: Erst mussten wir von Ushuaia nach Rio Gallegos gelangen. Normalerweise dauert die Fahrt etwa zwölf Stunden. Da es aber auf der Strasse einen Lastwagenunfall mit zwei Toten gab, standen wir über zwei Stunden fest. Wer sich die Karte oben noch einmal anschaut, sieht, dass die Fahrt nordwärts durch chilenisches Territorium geht. Der Stau des Unfalls verlagerte sich dann an die chilenische Grenze - und die Chilenen nehmen es ja sehr genau mit der Einreise. Es dürfen ja keine Früchte oder tierischen Produkte eingeführt werden und sämtliches Gepäck wird gescannt. So verbrachten wir noch einmal etwa anderthalb Stunden am Zoll. Schliesslich kamen wir bei Dunkelheit in Rio Gallegos an; einer der schlimmeren Orte, wo wir je waren. Die Argentinier selber können auch gar nicht verstehen, dass sich so ein Moloch im schönen Patagonien befinden kann. Immerhin ging unser nächster Bus morgens um sieben, sodass wir diese unwirtliche Gegend bald wieder verlassen konnten. Nach rund 29 Stunden seit unserer Abreise in Ushuaia kamen wir endlich in El Calafate an.
Die Landschaft Patagoniens ist oft öde, wenn man aber die Berge sieht, fühlt man sich schon fast ein bisschen wie zu Hause.
El Calafate liegt am Lago Argentino.
Diese Lagune mit Flamingos war unser erstes Ausflugsziel und ist von El Calafate bequem zu Fuss erreichbar.
Der Ort verdankt seine Existenz grösstenteils der Ansammlung von Tour Operators und Hostels. Die Argentinier machen hier ebenfalls gerne Urlaub. Und warum? In der Nähe locken die Berge zum Trecken, das Highlight ist jedoch der Gletscher Perito Moreno, der sich vor der Haustür befindet. Dieser Gletscher, der sich im gleichnamigen Nationalpark befindet, der wiederum zum UNESCO-Weltnaturerbe gehört, wächst täglich. Wenn man genug lange wartet, kracht ein Stück davon in den Lago Argentino. Dem Gletscher beim "Kalben" zusehen zu können ist natürlich ein besonderes Erlebnis!
Seit einiger Zeit kann man auf dem Gletscher Mini-Treckings oder einen grösseren Ausflug machen. Als ich davon hörte, war für mich klar: "Big Ice"! Diese Tour dauert einen ganzen Tag, rund vier Stunden davon spaziert man mit Steigeisen auf dem Gletscher rum. Für mich war dieser Tag einer der absoluten Höhepunkte auf unserer bisherigen Reise; wohl auch deswegen, weil ich so etwas noch nie erlebt habe. Die Farben, die man in den Gletscherspalten sieht, sind einfach magisch. Im Folgenden ein paar Eindrücke, die dieser Erfahrung nur gering gerecht werden können:
Die Guides von BigIce waren alle super!
Ganz am Schluss auf der Rückfahrt gab's Whiskey on the Rocks - natürlich mit Gletschereis!
El Chaltén, unsere nächste Station, liegt inmitten der Bergen. Leider hatten wir nicht sehr viel Zeit, weil unser Flug von El Calafate nach Buenos Aires schon gebucht war, aber den Mount Fitz Roy zu sehen, wollten wir uns auf keinen Fall entgehen lassen. Wir hatten das Glück, ihn an einem sonnenklaren Tag zu sehen, was anscheinend eher selten der Fall ist. Umso mehr genossen wir die super Aussicht von einem Aussichtspunkt oberhalb des Dorfes aus.
Wer links sitzt im Bus von El Calafate nach El Chaltén, kann ein wunderbares Panorama bestaunen. Die "Ruta 40" quer durch Patagonien ist die schönste und berühmteste Strecke Argentiniens.
Kondore fliegen über El Chaltén und es macht Freude, diesen Königen der Lüfte zuzuschauen. Der Andenkondor (Vultur gryphus) zählt zu den so genannten Neuweltgeiern.
Rechts im Bild der Mount Fitz Roy, die Zacken links gehören zum Cerro Torre. Beide Berge gehören zum Campo de Hielo Sur ("südliches Eisfeld"), dem grössten Gletschergebiet der südlichen Hemisphäre nach der Antarktis.
Am zweiten Tag liefen wir rund 25 km zur Laguna de los Tres, die sich unterhalb des Gipfels befindet. Wir fuhren mit einem Sammeltaxi zum Parkplatz "Los Pilares" und liefen von dort dem Río Blanco entlang mit Sicht auf den Gletscher Piedras Blancas (drittes Bild).
Die letzte Stunde zur Lagune hoch ist unglaublich steil. Da es ein paar Tage zuvor geschneit hatte, waren Teile des Weges verschneit und/oder vereist.
Aber die Mühen lohnten sich alleweil bei diesem Anblick!
Auch der Rückweg nach El Chaltén bot viele schöne Aussichten:
Nach rund zwei Wochen im südlichen Patagonien hiess es nun endlich wieder: "Zurück in den Sommer"! Wir waren gespannt auf die Hauptstadt Argentiniens ...
Posted by birdfish 20:03 Archived in Argentina Tagged perito_moreno el_calafate ushuaia el_chalten fitz_roy beagle_kanal laguna_de_los_tres Comments (1)