A Travellerspoint blog

Nikko

Als wir das letzte Mal in Japan waren, stand Nikko auf unserer Liste, schlussendlich mussten wir es aber aufgeben, weil wir zu wenig Zeit hatten. Dieses Mal wollten wir uns die Berge, Wälder und Tempelanlagen aber nicht entgehen lassen. Die Anreise von Tokyo dauert etwa zwei Stunden. Im zweiten Zug waren wir zusammen mit einer Mädchen-High-school-Klasse eingepfercht in einem Regionalzug. Als wir uns Nikko annäherten, brach auf einmal ein gewaltiges Gewitter los. Im Nu war der Bahnhof überflutet und wir mussten vom Zug durch knöcheltiefes Wasser in die Wartehalle waten.

Nikko ist berühmt für seine Tempel aus der Edo-Zeit (1600-1868). Sie sind ähnlich wie in Kyoto in den Bergen in und um den Ort angesiedelt worden. Man kann sich sehr gut wie wir zwei Tage in den Anlagen vertun und hat noch immer nicht alles gesehen.

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Die Tempel sind alle in dichtem Wald gelegen

Die Tempel sind alle in dichtem Wald gelegen

Shin-kyo, die heilige Brücke über den Daiya-gawa

Shin-kyo, die heilige Brücke über den Daiya-gawa

Am zweiten Tag wollten wir eigentlich die schöne Umgebung mit Seen, Wasserfällen und Hochmooren mit einem Mietauto erkunden, wurden aber Opfer der japanischen Bürokratie. Angeblich anerkennt Japan das Abkommen von 1968 nicht, auf der Basis dessen der schweizerische internationale Führerschein ausgestellt wurde. Die Schweiz wird sogar in einer Broschüre, die man uns bei der Toyota-Vermietung unter die Nase hielt, als "enemy state" bezeichnet. Eine wohl etwas unglückliche Übersetzung. Wir haben's verkraftet.

Steinlaterne, Tosho-gu-Tempelanlage

Steinlaterne, Tosho-gu-Tempelanlage

Wächter der Tosho-gu-Tempelanlage

Wächter der Tosho-gu-Tempelanlage

Innerhalb der Tosho-gu-Tempelanlage

Innerhalb der Tosho-gu-Tempelanlage

Wir nahmen also den überteuerten Bus zum nächstgelegenen See und machten dort eine Bootsfahrt. Schade war es schon, hatten wir am Ende so wenig der Umgebung gesehen. Das Internet informierte uns, dass wir eine offizielle japanische Übersetzung des nationalen Führerscheins brauchen. Wieder was gelernt.

Futarasan-jinja-Tempel

Futarasan-jinja-Tempel

Laternenweg

Laternenweg

Abkühlung bei der Kanman-ga-Fuchi-Schlucht

Abkühlung bei der Kanman-ga-Fuchi-Schlucht

Posted by birdfish 04:10 Archived in Japan Tagged temples nikko woods Comments (0)

Yokohama


View Worldtrip 2014/2015 on b.visser's travel map.

Wir wollten uns dieses Mal in Yokohama, einer, wie es schien, gemütlichen Hafenstadt installieren. Yokohama liegt nur 20 Minuten südlich von Tokio. Wir hatten allerdings an zwei Tagen mit Bekanntschaften von Okinawa abgemacht, sodass wir schliesslich doch die meiste Zeit in Tokio unterwegs waren. Wir waren den betreffenden Personen unendlich dankbar, dass sie sich Zeit genommen hatten, uns einen kleinen Teil dieser wunderbaren und so vielseitigen Stadt zu zeigen. Die Schrift und die Sprache machen es manchmal - gerade bei Restaurantbesuchen - schwierig, wirklich gute Erfahrungen zu machen. Deshalb waren wir besonders froh, dass wir uns in der Hauptstadt mit Einheimischen bewegen konnten.

Wir waren schon das letzte Mal von den Menschenmassen, dem immensen Konsum- und Unterhaltungsangebot, dem ganzen Facettenreichtum dieses sympathischen Molochs fasziniert. Diese Faszination war auch dieses Mal wieder spürbar. Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes, weil wir es versäumt haben, die betreffenden Personen um ihre Erlaubnis zu bitten, die Fotos in diesem Blog zu veröffentlichen, werden wir hier keine Namen nennen.

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Im Ueno-Park

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Der Hafen von Yokohama

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Tokio vom Skytree aus gesehen.

E. kocht Monja, eine Art Omelette, für uns auf dem Teppanyaki.

E. kocht Monja, eine Art Omelette, für uns auf dem Teppanyaki.

Der Monja ist bereit!

Der Monja ist bereit!

Die berühmte Shibuya Crossing in Tokio. Fussgänger überqueren aus allen Richtungen gleichzeitig die Strasse. Tag und Nacht gibt es immer Unmengen von Leuten hier. Samstag nachts um zehn war auf jeden Fall Züri-Fäscht-Stimmung.

Die berühmte Shibuya Crossing in Tokio. Fussgänger überqueren aus allen Richtungen gleichzeitig die Strasse. Tag und Nacht gibt es immer Unmengen von Leuten hier. Samstag nachts um zehn war auf jeden Fall Züri-Fäscht-Stimmung.

Posted by b.visser 04:03 Archived in Japan Tagged buildings skylines tokyo ueno yokohama Comments (0)

Kumano Kodo Pilgerroute

So eine Reise kann man ja auf verschiedene Weisen machen. Nach vier Fluegen und einer Schiffsreise waren wir auf Irabu-jima in Okinawa gestrandet. Dann haben wir unsere Reise mit Schiff und Flugzeug fortgesetzt. Von Osaka aus sind wir dann mit der JR Railway nach Tanabe im Sueden gefahren und am naechsten Tag mit dem Bus nach Takijiri (diese Namen! Zum Glueck kann man sie im Reisefuehrer noch einmal nachschlagen...). Da wartete auch schon der Gepaeckservice, den wir schon uebers Internet gebucht hatten, und los ging es in den Wald hinein. Die naechste Strecke auf unserer Reise wuerden wir zu Fuss absolvieren auf dem alten Pilgerweg des Kumano Kodo, von Takijiri ueber Chikatsuya nach Hongu. Das Netz des Kumano Kodo ist lang. Unsere Route deckte 40 km ab und dauerte Zeit Tage.

Anfaenglich waren wir ueberwaltigt von der Natur; den hohen Baeumen, den Froeschen, Schlangen, Voegeln und Salamandern, Aber mit der Zeit wurde die Reise auch etwas eintoenig und anstrengend. Wir hatten naemlich bemerkt, dass der Weg nicht den Taelern folgte, sondern mehr oder weniger der Luftline. Das heisst, wenn ein Berg im Weg war, ging es auf der einen Seite rauf, und oben angekkommen, ging es flugs auf der anderen Seite wieder hinunter. Bei 30 Grad am Schatten war dies natuerlich ein besonderes Vergnuegen. So verging also der erste Tag mit bergauf- und bergabwandern.

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Am Start des Kumano Kodo Trails

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Der zweite Tag hielt ausser dem Wetter wenig Überraschungen für uns bereit. Weiter ging es bergauf, bergab über Wurzelstöcke, Steinstufen, Waldwege. Nach sieben Stunden begann es zu regnen. Es regnete so stark, dass sich innerhalb der Wurzelstöcke kleine Seen bildeten. Fortan mussten wir auf den Wurzeln weitergehen, die sich aber als ziemlich rutschig herausstellten. Irgendwo in diesem grünglänzenden Märchenwald sass auf einmal ein riesiger Frosch zwischen zwei Wurzelstöcken, wohl vom Regen angelockt. Als einziges Lebewesen weit und breit schien er sich über den Wassersegen aus dem Himmel zu freuen. Beinahe hätte ich meinen Fuss darauf gesetzt, er war so gut getarnt.

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Nach neun Stunden Wald kamen endlich erste Dächer in Sicht. Zivilisation! Beim Näherkommen entpuppten sich jedoch die vermeintlichen Dächer als Grabsteine. Ich war so müde, dass ich mich am liebsten gleich zwischen diese Gräber gelegt hätte. Aber wo ein Friedhof ist, kann es doch nicht mehr weit sein bis zum Ort.

Es ging dann noch einmal etwa 20 Minuten ein sehr steiles Stück Weg den Hang hinunter, plötzlich hörte der Wald einfach so auf. Wir standen auf der Strasse. Nach der ersten Stunde im Wald wünschte ich mir schon, er möge bald wieder aufhören. Wünschte mir gerade Strassen, am besten eben asphaltiert. Und jetzt als wir der Strasse entlang hinunter nach Hongu zottelten, wünschte ich mir die Bäume und die Waldeinsamkeit doch schon fast wieder zurück.

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Der Pilgerweg führte uns direkt in den Kumano Hongu Taisha, eine sehr heilige Tempelanlage des Shintoismus. Da es schon abends um sechs war, war kein Mensch mehr zu sehen. Es dunkelte bereits ein, da der Himmel noch immer sehr bedeckt war. Zu müde, durch die Anlage zu streifen, machten wir uns direkt auf den Weg zu unserem Guesthouse, das - oh Wunder - am anderen Ende des Dorfes lag.

Als wir die Stufen zur Unterkunft hochstiegen, hörte es auf zu regnen. Die Pilgerreise war zu Ende. Die Erleuchtung? Nein, wir hatten sie nicht gefunden. Noch nicht. Aber das Waldwegwandern hatte vorerst ein Ende. Hallelujah!

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Der grosse Torii von Hongu

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Kumano Hongu Taisha, Ziel unserer Pilgerreise

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Waschstation am Tempeleingang

Posted by birdfish 01:26 Archived in Japan Tagged kansai kumano hongu Comments (0)

Osaka

Falsche Schlösser und all-inclusive Internetshops

sunny 31 °C

Unsere zweite Station in Japan ist Osaka, die grösste Stadt der Region Kansai in Honshu, der Hauptinsel Japans. Osaka ist sozusagen die kleine Schwester von Tokyo, die der Hauptstadt punkto Quirligkeit, Schrillheit und Gedränge in nichts nachsteht. Lange war Osaka die Wirtschaftsmetropole Japans bevor ihm Tokyo den Rang ablief.
Auch in Osaka bekommen wir den japanischen Sommer in vollen Zügen zu spüren. Während tagsüber die drückende Hitze die Leute einen Gang runterschalten lässt, erwacht das Leben nach Einbruch der Dunkelheit, wenn die Neonlichter angehen und die Ausgeh- und Shoppingviertel beleuchtet werden, als wäre Weihnachten. Überall flackern, flimmern und leuchten die Reklamen, auf denen Restaurants, Clubs und Spielhallen angepriesen werden. Und das ganze wird natürlich - schliesslich sind wir ja in Asien - akustisch untermalt mit lautem Gedudel, Gebimmel und Geplärre. Jeder möchte der lauteste sein und am meisten Aufmerksamkeit erregen.

Lichter an in Osaka!

Lichter an in Osaka!

Die Nacht wird zum Tag

Die Nacht wird zum Tag




An unserem ersten Tag steht ein wenig Sightseeing auf dem Programm, wobei sich die Attraktionen Osakas an einer Hand abzählen lassen. Der Stolz der Stadt ist Osaka-jo, die mittelalterliche Burg. Oder besser gesagt: die Beton-Replika der ehemaligen Burg, die mehreren Brandschatzungen zum Opfer fiel. Wie anderenorts in Asien wird auch in Japan nicht der grösste Wert auf Authentizität gelegt. Hauptsache, die Fassade stimmt. Was von aussen wie ein erhabenes, filigranes Bauwerk ausschaut, dass in seiner Architektur der (allerdings echten) Burg von Himeji ähnelt, entpuppt sich als kunstvoller Betonbau, in dem sich mehrere Stockwerke um ein Treppenhaus und mehrere Liftschächte winden, mit denen die Besucherströme gelenkt werden. In der umfangreichen Ausstellung wird auf unzähligen, textlastigen Schautafeln erklärt, wie irgendein Shogun die Burg erbaut und andere Fürsten sie eingenommen, in Brand gesteckt und zerstört haben. Erst gegen Schluss des Rundgangs wurden wir mit ein paar Samurai-Rüstungen, Waffen und Schlachtenbilder belohnt.

Osaka-jo, ein Wunderwerk aus Stuck und Beton

Osaka-jo, ein Wunderwerk aus Stuck und Beton




Wir trotzten der Mittagshitze und machten uns zu Fuss auf den Weg an einen der beiden Flüsse, welche die Stadt teilen. Inmitten des Flusses O-Kawa liegt eine Insel, auf der zahlreiche Bänke und Parkanlagen zum Picknick einladen. Weiter gings anschliessend in den Norden der Stadt zum Umeda-Sky-Building, einem Bürogebäude mit Aussichtsterrasse. Da ich (B.) ein Aussichtsnarr bin, liessen wir auch diese Gelegenheit nicht aus, eine Stadt von oben zu bewundern. Osaka bietet zwar nicht gerade eine annähernd so aufregende Skyline wie Manhattan, sie ist aber alleweil schön anzusehen. Eine schöne Gelegenheit, den Blick etwas schweifen zu lassen und sich einen Überblick zu verschaffen. Für jene Leser, die bereits einmal in Kyoto waren: Das Sky-Building wurde vom gleichen Architekten entworfen, der auch für den Bahnhof Kyoto verantwortlich zeichnet. Eine ziemlich futuristische Angelegenheit also.

Skyline von Osaka

Skyline von Osaka

Spieglein, Spieglein

Spieglein, Spieglein




Die weiteren Tage in Osaka nutzten wir, um uns ein wenig zu organisieren. Wer bereits einmal eine längere Reise unternommen hat, der weiss, dass es unterwegs allerhand zu erledigen gibt. So mussten wir unsere Ausrüstung noch um ein paar Gadgets erweitern, Wanderstöcke auftreiben, ein iPhone in Reparatur geben und ein Internet-Café aufsuchen. Und dies war eine Erfahrung für sich!
Wir haben schon mehrmals den Hinweis vernommen, dass Internet-Cafés in Japan eine Möglichkeit bieten, die Nacht zu verbringen. Wie soll das gehen, in einem hell beleuchteten Raum auf einem unbequemen Klappstuhl, mag man sich fragen. Nun, Cybercafés in Japan sind auf alle Bedürfnisse ausgerichtet. Bei der Anmeldung an der Rezeption gibt man die gewünschte Option an: Einzel- oder Doppelplatz, Sitzgelegenheit oder auf dem Boden, Rauchen oder Nichtrauchen. Dann bekommt man ein Kabäuschen zugewiesen, dass zwar nach oben offen ist, aber einen Rundumsichtschutz bietet. Die Glastüre lässt sich noch mit einem Vorhang verdecken, so dass die Privatsphäre beim Surfen gewährt bleibt. Wenn die Online-Poker-Session mal länger dauern sollte und sich der Hunger meldet, gibt es Snack-Automaten, Tee, Kaffee und heisses Wasser für Nudelsuppen. Dauert das World-of-Warcraft-Turnier bis zum nächsten Tag, so stehen Waschräume und Duschen bereit. Und so hörten wir auch aus einer benachbarten Kabine zufriedenes Schnarchen, während wir unseren E-Mail-Verkehr bearbeiteten. Dass das Ganze auch seinen Preis hat, erfuhren wir allerdings erst beim Checkout ...

Für den letzten Tag nahmen wir uns das Aquarium vor, das mit der erstaunlichen Tatsache wirbt, einen Walhai zu beherbergen (für Nichttaucher: Walhaie sind vegane Meeresstaubsauger von beachtlicher Grösse). Ein wenig unüberlegt von uns war jedoch die Idee, einen solchen Ausflug an einem Sonntag zu unternehmen. So waren wir nicht ganz alleine und einzig dank unserer Geduld und Beharrlichkeit war es uns möglich, einen Blick auf den einen oder anderen Fisch zu erhaschen. Der besagte Walhai übrigens war gemäss Anzeige "gerade abwesend". Wir hoffen sehr, er weilt irgendwo in den Sommerferien und ist nicht an den eher beschränkten Platzverhältnissen zu Grunde gegangen ...

Simulierte arktische Kälte

Simulierte arktische Kälte



Gemächliches schwereloses Treiben

Gemächliches schwereloses Treiben


Nach dem schrillen Grossstadtleben führt uns die Weiterreise in die Präfektur Wakayama südlich von Osaka, wo wir uns auf eine Pilgerwanderung begeben werden. Mehr dazu in einem späteren Post ...

Posted by b.visser 07:07 Archived in Japan Tagged osaka umeda namba osaka-jo Comments (1)

Yo u koso nihon - willkommen in Japan!

Sonne, Sand und Awomori - unser Start zur Weltreise

sunny 31 °C

Nach einer langen, langen Anreise über London - Tokyo - Naha - Miyako-jima sind wir am 16. Juli auf Irabu-jima, einer kleinen Insel in der Präfektur Okinawa, wohl behalten angekommen. Da wir ja bereits einmal in dieser abgelegenen Region verweilten, wussten wir, dass westliche Besucher eher rar sind. So erstaunte es uns nicht, dass wir auf unserem letzten Flug, vom Hauptort Naha zur Insel Miyako-Jima, die einzigen Westler an Bord waren. Dies sollte auch die ganze Woche so bleiben - obwohl in Okinawa etwa 30'000 amerikanische Soldaten stationiert sind, bleiben wir die einzigen Nicht-Japaner auf dieser Insel.

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Der Empfang in unserem Guesthouse war erwartungsgemäss herzlich - wobei "Guesthouse" eigentlich das falsche Wort ist. Eine Woche lang wohnten wir in einer japanischen WG oder einer Art Kommune. Nebst den zwei Doppelzimmern, wovon eines wir belegten, gab es nur noch einen Massenschlag, der etwa zwanzig Gästen Platz bot. Das Herzstück der Pension war der Gemeinschaftsraum mit Küche, der zugleich als Essraum, Mittagsschlafplatz, Réception, Bar und Partyraum diente. Stühle suchte man vergebens - das Leben hier spielt sich am Boden auf Tatami-Matten ab.
In dieser Woche erlebten wir hautnah mit, wie sehr die Gemeinschaft und das Zusammensein in Japan gewichtet wird. Alles wird zu einem Gemeinschaftserlebnis, kein Schritt oder Handgriff, ohne dass nicht jemand mitschaut, mitredet, mitmacht. Wir tanzten dabei ein wenig aus der Reihe, nahmen wir uns doch die Freiheit, auch mal nur zu zweit etwas zu unternehmen.
Wir freundeten uns rasch mit den bereits anwesenden Gästen an - eine bunte Mischung von Festlandjapanern und Insulanern. Die Tatsache, dass wir aus der Schweiz kommen, sorgte für Gesprächsstoff - die meisten Japaner können sich unter der Schweiz etwas vorstellen oder waren gar bereits einmal dort.

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Mon-chan, der Kommunenhund

Okinawa - das Inselparadies fernab von Japan

Okinawa ist so gar nicht wie der Rest Japans. Die Inseln liegen weit abgelegen vom Festland - hier auf Irabu-Jima sind wir näher bei Taiwan als bei Tokyo! Das Klima ist tropisch und das tägliche Leben lässt jegliche Hektik, wie man sie beispielsweise von Tokyo oder Osaka her kennt, vermissen. Die Einwohner dieser Präfektur sind ausgesprochen stolz auf ihre Herkunft, ihre Kultur und insbesondere ihre Küche. Die kulinarischen Eckpfeiler - nebst der üblichen Fülle an Meeresgetier in allen Formen und Garzuständen und Reis - bilden Schweinefleisch und Awomori. Letzteres ist ein alkoholisches Getränk auf Reisbasis, das mit Eis und Wasser getrunken wird. Geschmacklich gibt es kaum einen Unterschied zu Sake, dem bekannten Reiswein (jedenfalls für unsere westlichen Gaumen nicht), nur der Alkoholgehalt ist etwas höher, was sich beim allabendlichen "Umtrunk" durchaus bemerkbar macht ...).
Schweinefleisch wiederum zeigt, wie nah Okinawa bei China liegt - nirgendwo sonst im Land ist es so beliebt wie hier. Ob geschmort, gebraten, gegrillt - Schwein muss sein! Und zum Zeigen, dass sie's ernst meinen, hat einer der anderen Gäste als Mitbringsel für die Inhaber übers Internet in Spanien einen ganzen Pata-Negra-Schinken, inklusive Halterung und Messer, bestellt und mitgeschleppt. Da bereuten wir kurzerhand, hatten wir keine Berner Schlachtplatte mit dabei ...

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Unsere "Kommune"

Unsere Tage auf der Insel gingen im Nu vorbei. Die schönen Strände luden zum Baden ein, vorgelagerte Riffe konnten beim Schnorcheln erkundet werden und die flache Topographie machte das Velofahren zur idealen Fortbewegungsart. Auf einem organisierten Tauchtrip konnte Katja sich in die weitere Unterwasserwelt "vertiefen", während ich an Bord des Tauchbootes an meinem Teint arbeitete. Dieser Ausflug wurde anschliessend noch mit einer japanischen Spezialität gekrönt, die wir so frisch kaum je wieder serviert bekommen werden. Kaum hatten wir wieder im Hafen angelegt, fragte ein freundlicher Fischer auf einem angrenzenden Boot unsere Gruppe, ob wir zu unseren Nudeln noch Sashimi möchten. Diese Frage lässt sich ein Japaner nicht zwei Mal stellen und so grub der alte Mann flugs einen fangfrischen Bonito (ein Fisch aus der Familie der Makrelen und Thunfische) aus dem Kühlfach hervor, und begann, diesen vor unseren erstaunten Augen fachgerecht zu säubern, auszunehmen und schliesslich in perfekte Sashimi-Scheiben zu zerteilen, die wir schliesslich mit mitgebrachter Sojasauce genüsslich verspeisten.

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Abends war jeweils Gruppen-Entertainment angesagt: Neue Gäste wurden mit einem Welcome-Drink begrüsst (praktischerweise brachten die Neuankömmlinge die Getränke gleich selbst mit), um 7 gings ab auf die Dachterasse, um den Sonnenuntergang abzuwarten, und nach Einbruch der Dunkelheit zurück in den Gesellschaftsraum zum gemeinsamen Abendessen, das der Inhaber jeweils in aufwändiger Arbeit zubereitet hatte. Den Rest des Abends verbrachten unsere japanischen Freunde mit Trinken, Singen und Feiern, während wir uns diskret davonschlichen, wenn uns der Trubel zu viel wurde.

Am 23. Juli hiess es dann Abschied nehmen von unseren Mitbewohnern, als wir uns auf den Weg aufs Festland nach Osaka machten.

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Sonnenuntergang an der Sawada Beach (Sawada-no-hama), 3 Gehminuten von unserer Unterkunft entfernt.

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Schoene Straende gibts in Okinawa zuhauf!

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Abschied von Birafuya

Posted by b.visser 03:51 Archived in Japan Tagged beach okinawa irabu miyako Comments (0)

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