Rastlos in Rio
Krönender Abschluss einer unvergesslichen Reise
01.08.2015 - 06.08.2015 25 °C
Bereits als wir im Juli 2014 in Zürich ins Flugzeug stiegen, war uns bewusst, dass unsere Reise eines Tages zu Ende gehen würde. In Südamerika begannen wir in Gedanken zuerst die Monate und dann die Wochen abzuzählen. Nun war es also so weit: Rio de Janeiro würde unsere allerletzte Station sein, mit der wir unser grosses Abenteuer abschliessen sollten. Die Stimmung war entsprechend etwas gedrückt, aber wir beschlossen, das Beste daraus zu machen und noch ein paar letzte Tage Power-Sightseeing einzulegen.
Unser erstes Ziel war Niterói, das auf der gegenüberliegenden Seite der Bucht von Rio liegt. Dort wollten wir, so der Plan, das von Oscar Niemeyer entworfene Museum für zeitgenössische Kunst "MAC" besuchen, das mit seinem futuristischen Aussehen an ein Ufo erinnert, das auf einer Klippe gelandet ist. Auch beim Museu de Arte Contemporânea finden sich die für Niemeyer typischen Kurven, Rundungen und Rampen wieder. Leider standen wir vor geschlossenen Türen, da das Museum gerade renoviert wurde. Für ein paar schöne Aussenansichten hat es dann doch gereicht und die kurze Überfahrt mit der Fähre bot ein schönes Panorama von Rio.
Gleich neben dem Hafen von Niterói befindet sich der Caminho Niemeyer, ein Ensemble von Niemeyer-Bauten mit unter anderem einem Theater und einem Design-Museum. Einige weitere Bauwerke müssen erst noch realisiert werden. Nicht allen Besuchern stand der Sinn nach Kunst und Architektur - die Anlage schien vor allem bei Inline-Skatern beliebt zu sein.
Am zweiten Tag besuchten wir eines der "neuen sieben Weltwunder" (nach der Grossen Mauer in China übrigens das zweite auf dieser Reise): den Cristo Redentor, das unübersehbare Wahrzeichen Rios. Bereits beim Anflug auf den Flughafen sahen wir die riesige Christusstatue, hell beleuchtet vor dem dunklen Nachthimmel.
Eine steile Zahnradbahn aus Schweizer Produktion schlängelt sich über 3 km hinweg den Corcovado (zu Deutsch "der Bucklige") hinauf und überwindet dabei 680 Höhenmeter. Sie bringt die vielen Besucher in rund 20 Minuten zur Bergstation, von wo einige Treppen und Rolltreppen zum Sockel des imposanten Erlösers führen. Die Aussichtsterrasse ist ein beliebter Pilgerort und die Besucher lassen nichts unversucht, um das perfekte Selfie mit dem Messias zu schiessen.
Hier war Ellbogeneinsatz gefragt.
Vom Corcovado aus erblickt man das zweite berühmte Wahrzeichen Rios: den Zuckerhut. Aber diesen sparten wir uns für den kommenden Tag auf.
Grandiose Aussicht über die Guanabara-Bucht.
Wer sein Ticket behält, erhält Rabatt auf die Jungfraubahn! Meins war am Ende des Tages natürlich unauffindbar ...
Von der Dachterrasse unseres Hotels sah man auf eine der berüchtigten Favelas, wie die Armenviertel in Brasilien heissen. Arm und Reich liegen auch in Rio nah beieinander. Mittlerweile ist es möglich, einige der "sicheren" Favelas auf einer Tour zu besichtigen, wir haben jedoch darauf verzichtet.
Ein weiteres Muss auf jedem Rio-Besuch ist ein Ausflug auf den berühmten Zuckerhut. Eine Seilbahn brachte uns am Tag drei in zwei Etappen auf den nicht ganz 400 Meter hohen Felsen. Unweigerlich kam uns dabei die Szene aus dem James-Bond-Streifen "Moonraker" in den Sinn, in dem sich der Agent auf dem Dach der Gondel einen Zweikampf mit Beisser liefert.
Oben angekommen wurden wir trotz dunstiger Wetterverhältnisse wieder mit einer grossartigen Aussicht belohnt.
Blick auf das Stadtviertel Copacabana mit dem berühmtesten Strand Rios. Auf dem Zuckerhut ging es zum Glück ruhiger zu und her als beim Cristo.
Ganz in der Nähe vor der Küste befindet sich der Flughafen Santos-Dumont. Die startenden und landenden Flugzeuge scheinen zum Greifen nah!
Mit etwas Glück erspäht man die knapp 20 cm grossen Weissbüscheläffchen, die in den Bäumen auf dem Zuckerhut herumturnen.
Ein Katzensprung von unserem Hotel entfernt: der Strand von Copacabana.
Rio bietet nebst seinen berühmten Stränden und heruntergekommenen Bürotürmen auch noch eine Altstadt, wo man verschiedene Kirchen, Regierungspaläste und eine alte Bibliothek bestaunen kann.
Von der Pariser Opéra Garnier inspiriert: das Teatro Municipal.
Das Real Gabinete Português de Leitura beheimatet die grösste Sammlung portugiesischer Bücher ausserhalb Portugals.
Wem der Lärm und der Verkehr in der Innenstadt zu viel werden, kann im Jardim Botânico Zuflucht suchen. Der botanische Garten ist eine grüne Oase, in der man auf über hundert Hektaren inmitten von allerlei tropischem Gewächs, Seerosenteichen und palmengesäumten Alleen flanieren und durchatmen kann.
Zurück im Stadtzentrum besuchten wir die nicht ganz unumstrittene Catedral Metropolitana de São Sebastião (1976), die in ihrer Form an eine Maya-Pyramide erinnert. In ihrem Innern beeindruckten uns die riesigen Glasfenster. Sie soll bis zu 20000 Gläubige fassen können.
Blick nach Ipanema.
Die Copacabana sieht abends schön aus, aber nach Einbruch der Dunkelheit sollte man als Tourist nicht mehr an den Strand gehen.
Und so ging der allerletzte Tag zu Ende. Mit diesen Eindrücken im Gepäck machten wir uns am 6. August 2015, dem 389. Tag unserer Reise, auf den Weg zurück in die Heimat. Wehmütig, erschöpft, erfüllt und dankbar dafür, das Privileg gehabt zu haben, eine solch unglaubliche Reise unternehmen zu können.
Mit diesem letzten Reisebericht verabschieden wir uns (vorläufig) von unserer Leserschaft. Wir bedanken uns für Euer Interesse, das viele Lob und positive Feedback, das wir erhalten haben, und hoffen, dass wir Euch in ein paar Jahren neuen Lesestoff liefern können - denn nach der Reise ist vor der Reise ...
Obrigado e adeus!
Posted by b.visser 06:29 Archived in Brazil Tagged rio_de_janeiro corcovado copacabana pão_de_açúcar oscar_niemeyer são_sebastião moonraker Comments (1)