A Travellerspoint blog

Zwei Gringos in São Paulo

Unterwegs in Brasiliens Megacity

rain 20 °C

Unsere erste Station in Brasilien, dem (leider!!!) letzten Land unserer Weltreise, war São Paulo. Dieser Moloch steht aus touristischer Sicht zu Unrecht im Schatten seiner glamourösen Schwester Rio de Janeiro. Für uns war dieser Umstand natürlich umso mehr ein Grund, einen Augenschein zu nehmen. Wir waren aber wieder einmal die einzigen Gringos auf weiter Flur und ein junger Kellner in einem Imbissrestaurant war ganz begeistert, dass er bei uns seine Englischkenntnisse einsetzen konnte - was uns auch recht war. :)

Nach einem kurzen Nachtflug von Bogotá mussten wir morgens früh die ersten Stunden überbrücken, bis wir unser Zimmer im Hotel Ibis (immer ein sicherer Wert) beziehen konnten. Wir nutzten die Zeit für ein einfaches Frühstück in der von uns üblicherweise geächteten Kaffeehauskette Starbucks. Zum Glück werden dort nebst mit Caramelsirup versetztem Türkentrank auch frischgepresster Orangensaft und Chai-Tee serviert ... Dazu ein Bagel mit Creamcheese und wir waren so weit happy.

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Unser Hotel spiegelt sich in dieser schmucken Fassade.

Unser Quartier bezogen wir im mondänen Geschäftsviertel Paulista, wo Bürotürme und breite Avenidas mit etwas Fantasie an Manhattan erinnern. Nach einer ausgedehnten Siesta machten wir uns im schicken Nachbarsviertel Jardins auf die Suche nach einem bestimmten Supermarkt, der angeblich Köstlichkeiten aus aller Welt im Angebot haben sollte (oberste Priorität: La vache qui rit!). Als wir ihn gefunden hatten, kamen wir aus dem Staunen nicht mehr raus - so viele Delikatessen auf einem Haufen hatten wir auf unserer gesamten Reise nicht gesehen! Dort pflegten offenbar die vermögenderen Paulistanos einzukaufen - eine Flasche belgisches Bier kostete so viel wie andernorts ein ganzes Mittagessen.

Überhaupt gilt "Sampa", wie die Einwohner São Paulos ihre Stadt nennen, als Feinschmeckerparadies. Diese Stadt der Superlative zählt über 12000 Restaurants mit 50 Küchen aus aller Welt. Wir entschieden uns an diesem Abend für ein französisches Bistrot, das uns mit Bœuf Bourgignon und Entrecôte Café de Paris in Versuchung geführt hatte.

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Blick aus unserem Zimmer auf die Avenida Paulista - es wurde wieder einmal lautstark demonstriert.

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Paulista bei Tag.

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Einmal durchatmen, bitte! Der Parque Siqueira Campos ist eine Oase der Ruhe abseits der geschäftigen Avenida Paulista und beherbergt Bäume aus dem atlantischen Regenwald, wie er hier existierte, bevor sich die Betonwüste ausgebreitet hat.

Am nächsten Tag folgten wir dem vorgeschlagenen Stadtrundgang unseres Reiseführers des Vertrauens und lernten so eine andere, spannende Seite São Paulos kennen. Das Centro Velho, das Stadtzentrum, ist für Touristen erstaunlich zugänglich, auch wenn man sich nicht immer ganz wohl fühlt - bestaunt man in einem Moment noch ein schön erhaltenes Kolonialgebäude, befindet man sich zwei Blocks weiter schon auf einem schummrigen Platz umgeben von dubiosen Gestalten, sodass man sich einmal mehr vergewissert, dass das Portemonnaie noch in der Hosentasche sitzt.

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Immer wieder weiten sich die Häuserschluchten zu offenen Plätzen.

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Mitten im Geschäftsviertel befindet sich das historische Teatro Municipal.

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Die koloniale Vergangenheit ist auch in Sampa noch gegenwärtig. Das Standbild stellt eine schwarze Frau dar, die ein weisses Kind stillt. Ein Sinnbild dafür, wie die Kolonialherren auf dem Rücken der Sklaven zu Reichtum gekommen waren.

Ein Höhepunkt im wahrsten Sinne ist der Aufstieg zur Aussichtsterrasse des Edifício Itália, dem derzeit höchsten Gebäude São Paulos. Vom 42. Stock aus hat man einen grandiosen Ausblick über diese unglaubliche Megalopolis. Hochhäuser und Betonwüste so weit das Auge reicht. Es fehlt zwar das Glitzern und Funkeln von vergleichbaren Städten wie Tokio oder Seoul, aber die schiere Grösse dieses urbanen Ungetüms überwältigt einen dennoch - trotz Regenwetter wie in unserem Fall.

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Schöne Strände wie in Rio sucht man vergebens - Sampa ist ein einziges Meer aus Beton. Irgendwo muss man die 20 Millionen Einwohner schliesslich unterbringen ...

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Den Grossteil des Baustils in São Paulo würde ich als "sozialistischen Brutalismus" beschreiben (einige der Architekten müssen ein Praktikum in Pjöngjang gemacht haben). Hin und wieder blitzt jedoch ein wenig Art Déco durch. Erinnert das Gebäude im ersten Bild nicht fast ein wenig an einen berühmten Wolkenkratzer in New York?

Auch in São Paulo findet man selbstverständlich eine Kathedrale. Man muss nur aufpassen, dass man sie vor lauter Hochhäuser nicht übersieht!

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Ein Abstecher in das hauptsächlich von Exil-Japanern geprägte Viertel Liberdade entpuppte sich als eher enttäuschend, denn ausser ein paar chinesischen Ramschläden und einer Handvoll Sushi-Take-aways gab es nicht viel zu sehen. Unsere Erwartungen an dieses Viertel, in dem sich die grösste japanische Auswanderergemeinde der Welt niedergelassen hat, waren wohl zu hoch ... So entschieden wir uns, zurück in der Nähe unseres Hotels auf die Suche nach einem leckeren japanischen Restaurant zu gehen und wurden dank TripAdvisor fündig: Im Restaurant "Nagayama" assen wir so gut japanisch wie seit langem nicht mehr! Dass der Sake dabei aus brasilianischer Produktion stammte, tat dem kulinarischen Erlebnis keinen Abbruch, im Gegenteil: Serviert im traditionellen "Masu", einem viereckigen Holzgefäss, hat dieser Reiswein unser vorzügliches Mahl perfekt ergänzt! Für einen kurzen Moment wähnten wir uns wieder zurück in Osaka.

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Dieser moderne Torii markiert den Eingang ins asiatische Viertel.

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Schlemmen wie der Tenno!

Leider hatten wir nur die beiden Tage in São Paulo, wir hätten gerne mehr von dieser spannenden Stadt gesehen. Aber dieser Besuch war wohl kaum der letzte. Tags darauf flogen wir bereits wieder nordwärts in die schwüle Hitze des Amazonasgebiets in die wenig bekannte Stadt Belém. Weshalb? Das verraten wir in unserem nächsten Beitrag ...

Zum Schluss ein wenig brasilianischer Humor: In einer Shopping-Mall waren Werke von lokalen Cartoonisten ausgestellt, die sich mit dem aktuellen Thema "Selfie" (darin sind Brasilianer Weltmeister) auseinandergesetzt haben.

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Wie du denkst, dass du aussiehst * Wie du gerne aussehen würdest * Wie du dir wünschst, dass andere dich sehen * Wie du tatsächlich aussiehst

Posted by b.visser 13:20 Archived in Brazil Tagged sao_paulo sushi paulista liberdade

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