Bangladesch - Teil 3
Von den Teeplantagen im Norden zu den Sandstränden im Süden
16.12.2014 - 28.12.2014
25 °C
Nach unserem Mangrovenabenteuer führte die Reise zunächst wieder zurück in die Hauptstadt. Diesmal blieben wir allerdings nur eine Nacht, denn
wir wollten keine unnötige Zeit mehr in diesem Moloch verschwenden.
Einen Wecker braucht man in Bangladesh übrigens nicht: Fünfmal am Tag ruft der Muezzin zum Gebet, das erste Mal bereits zu Sonnenaufgang. Wir hatten das Vergnügen, unmittelbar in der Nähe der grössten Moschee Dhakas einquartiert zu sein. Baitul Mukarram, so ihr Name, ist die nationale Moschee von Bangladesch und die zehntgrösste der Welt. Da sich unser eigenes Video aufgrund der schlechten Internetverbindungen nicht heraufladen lässt, stellen wir hier einen anderen Link zur Verfügung, bei dem ein kurzer Ausschnitt des Adhan (Gebetsrufes) mitverfolgt werden kann.
Von Dhaka führte die Weiterreise Richtung Nordosten nach Srimangal, das für seine üppig-grünen Teeplantagen berühmt ist. Einige davon sind immer noch in britischer Hand (z. B. Finlay Estate) und bieten heute wichtige Arbeitsplätze für die lokale Bevölkerung.
Früher machten die Briten die Arbeiter mit Alkohol gefügig: Dieser wurde gleich vor Ort auf den Plantagen verkauft, um die Teepflücker um ihren Tagesverdienst zu bringen. Damit war sichergestellt, dass sie am nächsten Tag wieder zur Arbeit erschienen.
Teesträucher, soweit das Auge reicht.
Und wir mittendrin.
Per Velo (endlich einmal vernünftige Mountainbikes statt klapprige Eingänger) erkundeten wir die Umgebung und sorgten in den kleinen Dörfern unterwegs natürlich für Aufregung. Wir kannten das ja bereits von Burma: Immer schön winken und "hello" rufen
Auf den Strassen durch die Teeplantagen gehts ruhig zu und her.
Unterwegs begegneten wir Jung und Alt.
Zwischendurch genehmigten wir uns einen so genannten "seven layer tea", einen Tee-Aufguss, der aus sieben Schichten besteht. Wie die Schichten dieses Gebräus genau zustande kommen, bleibt das Geheimnis des Teemeisters.
Unser bescheidenes Zuhause, ein Eco-Cottage im Wald - nächtliche Eichhörnchen-Invasion auf der Suche nach unseren Crackern und Guetzli inklusive.
Und auch hier stand wieder eine Wildlife-Tour auf dem Programm, dieses Mal hielten wir (leider vergeblich) nach Hulock-Gibbons Ausschau, die sich jedoch wegen der kalten Witterung partout nicht zeigen wollten. Bangladesh wurde im Dezember übrigens von einer regelrechten "Kältewelle" heimgesucht - die Temperaturen sanken in den nördlichen Divisionen nachts bis auf den Gefrierpunkt. Und wir dachten, nach Bhutan sei vorbei mit Schlottern ...
Unser Guide präsentiert das Mittagessen.
Statt Affen gabs dafür in einem Feuchtgebietreservat jede Menge Vögel zu bewundern.
Chittagong - wo Schiffe ein letztes Mal anlegen
Da es nur wenige Züge vom Norden in den Süden gibt, die nicht über die Hauptstadt fahren, sind die Plätze entsprechend rasch ausgebucht. Aber Bangladeschis sind Meister im Improvisieren und nach einigen Telefonaten und Trinkgeldern wurden uns zwei Plätze nach Chittagong, der zweitgrössten Stadt Bangladeschs, zugesichert. Unsere Tickets erhielten wir allerdings erst an Bord, nachdem unser Gepäck durchs Fenster in den bereits fahrenden Zug gehievt worden war.
Chittagong steht Dhaka punkto Verkehrsaufkommen in nichts nach.
Nächster Halt: Viehmarkt!
Geschäftiges Treiben auf dem Fluss.
Chittagong hat ausser staubigen Strassen und Verkehrslärm nicht viel zu bieten. Die eigentliche (inoffizielle) Attraktion befindet sich an der Küste einige Kilometer ausserhalb der Stadt: Die so genannten "ship breaking yards", Abwrackwerften. Schiffe aus aller Welt laufen hier ein letztes Mal ein, bevor sie demontiert werden. Bei Flut werden sie mit voller Kraft an den Strand gefahren, wo sie anschliessend liegen bleiben und von Hand in ihre Einzelteile zerlegt werden. Ob Öltanker, Kreuzfahrtschiff oder Containertransporter - alle werden sie Niet um Niet auseinandergenommen. Das Schlachten eines Schiffes dauert in etwa ein Jahr, gearbeitet wird jeden Tag ausser Freitag.
Besucher sind angesichts der teilweise prekären Arbeitsbedingungen (inkl. Kinderarbeit) nicht immer willkommen. Wir hatten allerdings das Glück, eine Werft zu finden, wo die Arbeit wegen juristischen Problemen gerade ruhte und die Sicherheitsleute nicht ohne Stolz einwilligten, uns herumzuführen.
Ein riesiger Öltanker (22'000 t) wartet darauf, ausgebeint zu werden.
Gruppenbild zum Abschied.
Ist das Grobe einmal erledigt, gehts in kleineren Werkstätten an die Feinarbeit:
Nichts bleibt unverwertet; entlang der Hauptstrasse wird anschliessend alles verkauft, was die Schiffe so hergeben: Schrauben, Leitern, Relings, Rettungsboote, Luken, Bullaugen usw.
Interessant ist es übrigens, sich auf Google Earth einen Überblick über den Schiffsfriedhof zu verschaffen. Einfach "Chittagong" eingeben und nördlich der Stadt auf die Küste einzoomen!
In Chittagong war es schliesslich auch, wo ich meinen Geburtstag verbringen durfte, und zwar beim angeblich besten Chinesen in der Stadt.
Zur Feier des Tages kam sogar ein Bier auf den Tisch - keine Selbstverständlichkeit in einem muslimischen Land wie Bangladesch! Aber auch hier gibt es Wege, sich einen Drink zu beschaffen. Obwohl es Bangladeschis offziell untersagt ist, Alkohol zu konsumieren, gibt es so manche, die sich nicht daran halten. Diese Herrschaften (ausschliesslich Männer) findet man in diskreten, spärlich beleuchteten Etablissements wieder, wo sie ungesehen ihrem Laster frönen. Für Ausländer gilt das Verbot selbstverständlich nicht und so wird man auf diskrete Anfrage gerne an eine solche Bar verwiesen, wenn es einem mal nicht nach Tee gelüsten sollte.
Badeplausch auf bangladeschi Art
Unsere letzte Station in Bangladesch war schliesslich Cox's Bazar, die Riviera von Bangladesch. Das Land rühmt sich, den mit 120 km längsten natürlichen Sandstrand der Welt zu beherbergen. Auch wenn dieser und die abendlichen Sonnenuntergänge sehr schön waren, wollte kein richtiges Strand-Feeling aufkommen. Obwohl sich die einheimischen Touristen vergnügt (und verhüllt) im Wasser tummelten, Kinder Sandburgen bauten und es sogar ein oder zwei Strandcafés gab, wirkte das ganze ein wenig surreal auf uns. Das lag wahrscheinlich auch daran, dass wir wieder auf Schritt und Tritt beobachtet wurden und uns wie eine Attraktion vorkamen. So haben wir unsere Strandaktivitäten auf ein paar ausgiebige Spaziergänge beschränkt.
Natürlich musste wieder fleissig posiert werden.
Zeit für einen Mocktail!
Am 24. Dezember machten wir gemeinsam mit einer Japanerin, die wir von den Sundarbans her kannten, noch einen Tagesausflug nach St. Martin's Island, das südlich von Cox nahe der burmesischen Grenze gelegen ist.
St. Martin ist die einzige Koralleninsel Bangladeschs und lockt viele Besucher an, so auch an diesem Tag vor Heiligabend. Die Weihnachtstage sind übrigens auch in Bangladesch Feiertage, an denen Städter scharenweise die Küste aufsuchen. So erstaunte es nicht, dass tausende Einheimische ebenfalls diesen Ausflug unternehmen wollten. Das Resultat war ein äusserst anstrengender, unbequemer Tag mit viel Verspätungen, epischen Busfahrten, einem lächerlich kurzen Aufenthalt auf der Insel und einer prekären Überfahrt mit einer hoffnungslos überfüllten Fähre ohne Schwimmwesten und Rettungsboote. Vor unserem geistigen Auge lasen wir bereits die Schlagzeilen: " ... mit drei ausländischen Touristen an Bord ..."
Von der Fähre wurden die Passagiere mit kleinen Booten an Land gebracht.
Und so endete unsere Reise durch dieses kleine, besondere Land, das uns samt seinen Einwohnern sehr ans Herz gewachsen ist.
Am 28. Dezember traten wir Flug MH103 mit Malaysia Airlines an, der uns sicher via Kuala Lumpur nach Sydney bringen sollte.
Ein Prosit auf den nächsten Kontinent!
Posted by b.visser 19:50 Archived in Bangladesh Tagged chittagong bazar cox's srimangol