Bhutan - Teil 2
Der Donnerdrache steppt den Berg hoch
02.12.2014 - 08.12.2014
Bevor wir uns auf die epische Reise zurück in den Westen nach Paro aufmachten, besuchten wir einen der wichtigsten Tempel Bhutans. Chimi Lakhang ist der Fruchtbarkeitstempel. Frauen, die schwanger werden möchten, kommen hierher, um von einem Mönch mit einem Holzpenis gesegnet zu werden. Leider waren die Mönche zur Zeit unserer Visite mit Rezitationen beschäftigt und konnten keine "Blessings" vornehmen ... ;-)
Nachdem wir also Tag fünf im Auto verbracht hatten (Strassenblockaden wegen Ausbauarbeiten der Strasse führten zudem zu bis zu anderthalbstündigen Wartezeiten... insgesamt waren wir elf Stunden unterwegs), ging's am nächsten Morgen von Paro aus los zum Highlight unserer Tour: dem Bumdra-Treck! Wir starteten oberhalb Paros, wo wir auf unsere "Crew" stiessen. Vorläufig bestand sie aus einem Helfer und dem Horseman. Die vierbeinige Flotte setzte sich aus drei Pferden und einem Fohlen zusammen. Wir folgten etwa zwei Stunden in den Spuren der Pferde und genossen dann den Lunch auf einer Anhöhe mit einem wunderbaren Weitblick über das Tal von Paro.
Mit vollem Magen ging's dann weiter den Berg hinauf, bis wir am späten Nachmittag Fuss in unser Lager unterhalb des Bumdra-Klosters setzten. Das Lager ist eine permanente Ansammlung von verschiedenen Zelten und wird von einem Koch mit seinen Helfern betrieben, die teilweise das ganze Jahr über dort oben auf knapp 4000 m.ü.M. verweilen. An den beiden Tagen, die wir da verbrachten, waren wir die einzigen Touristen. Die Haupt-Trekkingsaison ist im Dezember bereits vorüber. Am angenehmsten sind die Monate September und Oktober, wenn der Sommermonsun abgetrocknet hat, die Weiden grün glänzen und es nachts in den Höhen noch nicht zu kalt ist. Bei uns wurde es nachts bis minus 10 Grad. Ein Höhenfeuer und Gasofen im Speisezelt sowie dicke Daunenschlafsäcke und Decken verhinderten, dass uns unbequem kalt wurde.
Das Bumdra-Kloster beherbergt jeweils einige Mönche, die zum Zweck der Meditation hierhin gelangen. Drei Jahre und drei Monate am Stück meditiert hier ein Mönch, unterbrochen nur durch Essenseinnahme und Schlaf.
Ein Teil des permanenten Lagers, in dem wir zweimal nächtigten.
Sonnenuntergang über dem Himalaya. Zehn Minuten später war es schon mindestens 5 Grad kälter ...
Ein Wasserkanister mit Spiegel diente als Open-air-Badezimmer.
Bastiaan übt sich im Pfeilwerfen (eine Art Freiluftdart). Dies und Bogensport sind die beliebtesten Freizeitbeschäftigungen der Bhutanesen.
Hier ein Bogenschütze bei einem Turnier in Thimphu.
Der nächste Tag führte uns zum Gipfel des Berges. Es war bloss eine einstündige Wanderung und ich war etwas enttäuscht, denn ich hätte mir insgesamt mehr Bewegung gewünscht. Der Blick über den Norden Bhutans, auf den heiligen Berg Jhomolhari (auch: Chomolhari), mit 7314 m einer der höchsten Berge Bhutans, und auf das dahinter liegende Tibet machte aber die Enttäuschung wieder wett.
Gebetsfahnen werden auf jedem erreichbaren Gipfel angebracht. Die darauf gedruckten Gebete werden durch das Flattern der Fahnen im Wind freigesetzt.
Das weisse Dreieck ist Jhomolhari. Der Weg zu seinem Base Camp ist der beliebteste Trek in Bhutan.
Gruppenfoto mit unserem Guide und einem der Helfer, der uns auf den Gipfel begleitet hat.
Der Nachmittag verbrachten wir mit Sonnenbaden mit Sicht auf den Himalaya von unserem Camp aus. Selbst beim Trekken scheinen die Bhutanesen das Leben möglichst angenehm zu gestalten und geniessen zu wollen.
Eine Flora fast wie zu Hause ...
Der achte Tag brachte uns zum touristischsten Ort in ganz Bhutan, dem Taktshang Goemba, besser bekannt unter dem Namen Tiger's Nest. Die Bhutanesen lieben Geschichten; jeder Ort, ob Berg oder Kloster (und davon gibt es bekanntlich eine Menge in Bhutan) ist gespickt mit Legenden. Einer solchen zufolge soll der Nationalheilige Guru Rinpoche, eine historische Figur aus dem 8. Jahrhundert, der den Buddhismus in Bhutan eingeführt hat und der überall verehrt wird, auf einem Tiger dorthin geflogen sein, um einen dort beheimateten Dämon zu beseitigen. Nach dieser Tat hat er drei Monate lang auf einem Felsvorprung meditiert, bevor er weitergezogen ist, um in anderen Teilen Bhutans seine magischen Kräfte einzusetzen. Das Kloster ist sehr faszinierend, weil es fast wie ein Schwalbennest an den Klippen des Berges zu hängen scheint. Es ist aber bei weitem nicht das einzige Kloster, das an einer so dramatischen Lage erbaut wurde. Viele Klöster sind da entstanden, wo Mönche unter einem Felsvorsprung einen geschützten Ort für ihre oft monatelange Meditationspraxis aufgesucht hatten.
Der Märchenwald oberhalb des Klosters, durch den wir hinabgestiegen waren.
Wer nicht weiss, wie man auf einem Tiger durch die Lüfte reitet, muss sich wohl oder übel von Paro her auf den Weg zum Kloster machen. Vom Parkplatz aus führt der ziemlich steile Weg zwei Stunden lang den Berg hoch. Wer die Anstrengung scheut, kann sich per Pferd hochtragen lassen. Da wir aber von den Höhen des Himalaya her kamen, gewissermassen auch aus den Lüften, wenngleich von unseren eigenen Füssen getragen, erreichten wir das Kloster von der anderen Seite her. Nach zwei Tagen Bergstille kam mir das touristische Treiben in und um das Kloster vor wie die Chilbi im Albisgüetli. Ruhe und Einkehr waren mit einem Mal verflogen. Ich möchte den Besuch des Klosters nicht missen, aber wie mit allen Attraktionen würde es sich auch hier lohnen, sehr früh aufzustehen, um vor der Masse anzukommen.
Butterkerzen gehören zu jedem Tempel dazu (und führten oft dazu, dass Tempel immer wieder niederbrannten). Im Tiger's Nest hatten wir die Möglichkeit, selber eine solche Kerze anzuzünden, die dann vom anwesenden Priester gesegnet wurde, und so an einem buddhistischen Ritual teilzunehmen.
Der neunte und letzte richtige Tag in Bhutan verbrachten wir in Paro, das in einem lieblichen Tal gelegen ist. Das Klima ist etwas milder als in Thimphu, was sich in einer üppigeren Vegetation niederschlägt.
Wir besuchten zuerst den alten Drukgyel Dzong, der bloss noch eine Ruine ist, und dann den farbenfrohen Kyichu Lakhang, den ältesten Tempel Paros. Das ist es, was Bhutan hauptsächlich zu bieten hat: Nebst der wunderbaren Natur sind es vor allem die Tempel, denn der Buddhismus nimmt die zentrale Rolle des gesellschaftlichen und privaten Lebens, auch der jüngeren Generation, ein. Manch ein Bhutanreisender mag das mit der Zeit langweilen; ich konnte mich auch nach neun Tagen noch immer an den vielen farbenfrohen Thangkas (Rollenbildern), an den Statuen der Buddhas und Heiligen und an den Butterkerzen erfreuen.
Besuch bei einem Schreiner, der Holzschnitzereien für Tempel anfertigt.
Des Schreiners Vierbeiner, der es sich unter der Hobelbank bequem gemacht hat.
Das Getemple wurde in weiteren Heiligstätten fortgesetzt, bevor es nach einem Gang über den Sonntagsmarkt schliesslich im Besuch des Dzongs von Paro mündete, von dessen oberem Stock aus man eine gute Sicht auf Teile des Tals geniessen konnte.
Chillis, zum Trocknen aufgehängt, gibt es nicht nur in Paro an jeder Ecke.
Am nächsten Tag endete unser Abenteuer im Himalaya am Flughafen von Paro. Vom beschaulichen Ländle hoch oben in den Bergen des Himalaya mit seinen ruhigen, besonnenen, lebensfrohen Bewohnern ging es nun weiter nach Dhaka, in die Hauptstadt Bangladeschs. Vom 15000-Seelen-Dorf in die Millionenstadt (geschätzte 16 Millionen); noch wussten wir nicht, was uns da alles erwarten würde ...
Posted by birdfish 01:39 Archived in Bhutan Tagged paro bumdra tiger's_nest
Ook hier de commentaar, prachtig mooi, 25 jaar jonger en zou het ook willen proberen. Pappa.
by Jan Visser