A Travellerspoint blog

Osaka

Falsche Schlösser und all-inclusive Internetshops

sunny 31 °C

Unsere zweite Station in Japan ist Osaka, die grösste Stadt der Region Kansai in Honshu, der Hauptinsel Japans. Osaka ist sozusagen die kleine Schwester von Tokyo, die der Hauptstadt punkto Quirligkeit, Schrillheit und Gedränge in nichts nachsteht. Lange war Osaka die Wirtschaftsmetropole Japans bevor ihm Tokyo den Rang ablief.
Auch in Osaka bekommen wir den japanischen Sommer in vollen Zügen zu spüren. Während tagsüber die drückende Hitze die Leute einen Gang runterschalten lässt, erwacht das Leben nach Einbruch der Dunkelheit, wenn die Neonlichter angehen und die Ausgeh- und Shoppingviertel beleuchtet werden, als wäre Weihnachten. Überall flackern, flimmern und leuchten die Reklamen, auf denen Restaurants, Clubs und Spielhallen angepriesen werden. Und das ganze wird natürlich - schliesslich sind wir ja in Asien - akustisch untermalt mit lautem Gedudel, Gebimmel und Geplärre. Jeder möchte der lauteste sein und am meisten Aufmerksamkeit erregen.

Lichter an in Osaka!

Lichter an in Osaka!

Die Nacht wird zum Tag

Die Nacht wird zum Tag




An unserem ersten Tag steht ein wenig Sightseeing auf dem Programm, wobei sich die Attraktionen Osakas an einer Hand abzählen lassen. Der Stolz der Stadt ist Osaka-jo, die mittelalterliche Burg. Oder besser gesagt: die Beton-Replika der ehemaligen Burg, die mehreren Brandschatzungen zum Opfer fiel. Wie anderenorts in Asien wird auch in Japan nicht der grösste Wert auf Authentizität gelegt. Hauptsache, die Fassade stimmt. Was von aussen wie ein erhabenes, filigranes Bauwerk ausschaut, dass in seiner Architektur der (allerdings echten) Burg von Himeji ähnelt, entpuppt sich als kunstvoller Betonbau, in dem sich mehrere Stockwerke um ein Treppenhaus und mehrere Liftschächte winden, mit denen die Besucherströme gelenkt werden. In der umfangreichen Ausstellung wird auf unzähligen, textlastigen Schautafeln erklärt, wie irgendein Shogun die Burg erbaut und andere Fürsten sie eingenommen, in Brand gesteckt und zerstört haben. Erst gegen Schluss des Rundgangs wurden wir mit ein paar Samurai-Rüstungen, Waffen und Schlachtenbilder belohnt.

Osaka-jo, ein Wunderwerk aus Stuck und Beton

Osaka-jo, ein Wunderwerk aus Stuck und Beton




Wir trotzten der Mittagshitze und machten uns zu Fuss auf den Weg an einen der beiden Flüsse, welche die Stadt teilen. Inmitten des Flusses O-Kawa liegt eine Insel, auf der zahlreiche Bänke und Parkanlagen zum Picknick einladen. Weiter gings anschliessend in den Norden der Stadt zum Umeda-Sky-Building, einem Bürogebäude mit Aussichtsterrasse. Da ich (B.) ein Aussichtsnarr bin, liessen wir auch diese Gelegenheit nicht aus, eine Stadt von oben zu bewundern. Osaka bietet zwar nicht gerade eine annähernd so aufregende Skyline wie Manhattan, sie ist aber alleweil schön anzusehen. Eine schöne Gelegenheit, den Blick etwas schweifen zu lassen und sich einen Überblick zu verschaffen. Für jene Leser, die bereits einmal in Kyoto waren: Das Sky-Building wurde vom gleichen Architekten entworfen, der auch für den Bahnhof Kyoto verantwortlich zeichnet. Eine ziemlich futuristische Angelegenheit also.

Skyline von Osaka

Skyline von Osaka

Spieglein, Spieglein

Spieglein, Spieglein




Die weiteren Tage in Osaka nutzten wir, um uns ein wenig zu organisieren. Wer bereits einmal eine längere Reise unternommen hat, der weiss, dass es unterwegs allerhand zu erledigen gibt. So mussten wir unsere Ausrüstung noch um ein paar Gadgets erweitern, Wanderstöcke auftreiben, ein iPhone in Reparatur geben und ein Internet-Café aufsuchen. Und dies war eine Erfahrung für sich!
Wir haben schon mehrmals den Hinweis vernommen, dass Internet-Cafés in Japan eine Möglichkeit bieten, die Nacht zu verbringen. Wie soll das gehen, in einem hell beleuchteten Raum auf einem unbequemen Klappstuhl, mag man sich fragen. Nun, Cybercafés in Japan sind auf alle Bedürfnisse ausgerichtet. Bei der Anmeldung an der Rezeption gibt man die gewünschte Option an: Einzel- oder Doppelplatz, Sitzgelegenheit oder auf dem Boden, Rauchen oder Nichtrauchen. Dann bekommt man ein Kabäuschen zugewiesen, dass zwar nach oben offen ist, aber einen Rundumsichtschutz bietet. Die Glastüre lässt sich noch mit einem Vorhang verdecken, so dass die Privatsphäre beim Surfen gewährt bleibt. Wenn die Online-Poker-Session mal länger dauern sollte und sich der Hunger meldet, gibt es Snack-Automaten, Tee, Kaffee und heisses Wasser für Nudelsuppen. Dauert das World-of-Warcraft-Turnier bis zum nächsten Tag, so stehen Waschräume und Duschen bereit. Und so hörten wir auch aus einer benachbarten Kabine zufriedenes Schnarchen, während wir unseren E-Mail-Verkehr bearbeiteten. Dass das Ganze auch seinen Preis hat, erfuhren wir allerdings erst beim Checkout ...

Für den letzten Tag nahmen wir uns das Aquarium vor, das mit der erstaunlichen Tatsache wirbt, einen Walhai zu beherbergen (für Nichttaucher: Walhaie sind vegane Meeresstaubsauger von beachtlicher Grösse). Ein wenig unüberlegt von uns war jedoch die Idee, einen solchen Ausflug an einem Sonntag zu unternehmen. So waren wir nicht ganz alleine und einzig dank unserer Geduld und Beharrlichkeit war es uns möglich, einen Blick auf den einen oder anderen Fisch zu erhaschen. Der besagte Walhai übrigens war gemäss Anzeige "gerade abwesend". Wir hoffen sehr, er weilt irgendwo in den Sommerferien und ist nicht an den eher beschränkten Platzverhältnissen zu Grunde gegangen ...

Simulierte arktische Kälte

Simulierte arktische Kälte



Gemächliches schwereloses Treiben

Gemächliches schwereloses Treiben


Nach dem schrillen Grossstadtleben führt uns die Weiterreise in die Präfektur Wakayama südlich von Osaka, wo wir uns auf eine Pilgerwanderung begeben werden. Mehr dazu in einem späteren Post ...

Posted by b.visser 07:07 Archived in Japan Tagged osaka umeda namba osaka-jo

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Comments

Bravo, der Reiseblog ist da!!
Freude herrscht bei den Zuhause-gebliebenen; endlich können wir aus der Ferne an euren Erlebnissen teilnehmen. Wow, ein paar ganz tolle Fotos habt ihr schon gemacht. Freu mich auf MEHR :-)
ein Kari-Gruess and Cheers, Angela

by Angela

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